Yukon

Pünktlich zum Monatsanfang kommen wir im Yukon an, riesig groß und fast menschenleer. Rund 1.200 der insgesamt knapp 38.000 Einwohner leben in dem kleinen Städtchen Watson Lake, das hauptsächlich durch seinen Sign Post Forest bekannt ist. Ein heimwehkranker Soldat aus der Alaska-Highway-Bautruppe hat dort vor 75 Jahren einen Wegweiser Richtung Heimat an einen Pfahl genagelt, seitdem sind seinem Beispiel abertausende Reisende gefolgt und der Schilderwald ist mittlerweile auf über 70.000 Exemplare aus aller Welt angewachsen.

Leider konnten mir meine Kollegen der heimatlichen Stadtverwaltung kein Ortsschild mit auf Reisen geben, aber wie wir entdecken, ist unsere Heimatstadt bereits an einem der Pfosten vertreten. Da sind wir dann beruhigt.

Neben dem Sign Post Forest gibt es in dem verschlafenen Nest nicht viel zu sehen, aber uns gefällt Watson Lake richtig gut. Und so bleiben wir kurzentschlossen noch zwei Tage länger, denn für das  Wochenende ist eine große Flugschau auf dem Flugplatz angesagt. Das wollen wir uns anschauen.

Der Vorabend fängt schon gut an. Die Stadt gibt ein kostenfreies BBQ mit so was von leckeren Burgern und Hotdogs, während nach und nach die Kunstflieger eintrudeln. Am nächsten Mittag startet dann die große Airshow und wir sind echt baff. Ehrlich gesagt, haben wir uns nicht allzu viel davon versprochen, aber was die Jungs und Mädels da mit ihren kleinen Maschinen an Luftakrobatik darbieten, ist schon beeindruckend. Kraftvoller Schluss- und Höhepunkt ist der Kunstflug eines Kampffliegers Hornet F18 als „Botschafter der Canadian Airforce“ zum 150-Jahre-Jubiläum Kanadas. Das Dröhnen der Triebwerke geht uns durch Mark und Bein, während wir überrascht zuschauen, wie wendig der Koloss ist.

Nach dem Flugspektakel und Abschied von Watson Lake wird es für uns während der nächsten Tage entschieden ruhiger: Wir beschließen, statt des Alaska den Robert Campbell Highway zu fahren. Rund 600 Kilometer mitten durch die unberührte Natur des Yukon liegen vor uns. Die schmale, rumpelige Schotterpiste schlängelt sich mal an Bergketten entlang, mal durch Flusstäler. Ringsum nichts als Wälder und Seen. An den ersten beiden Tagen begegnen wir ganzen 3 Autos, erst als wir nach etwa 360 Kilometern den ersten Ort erreichen, ändert sich das vorübergehend.

Ross River und kurz darauf Faro, beides etwa-300-Seelen-Dörfer, sind die einzigen Kommunen auf der gesamten Strecke. Das Highlight in Ross River ist die Kabelfähre über den Fluss und die Sehenswürdigkeit von Faro sind die besonderen Fannin Schafe auf einem Berg hinterm Ort. Die Fähre ist nicht zu übersehen, die Schafe können wir trotz eines einstündigen konzentrierten Starrens auf den Berg nicht entdecken. Also machen wir uns wieder zügig auf den Weg. Wir genießen die Abgeschiedenheit der Route, die Ruhe und die tolle Landschaft und haben auch keine Mühe, wunderbare Übernachtungsplätze zu finden.

In Carmacks stoßen wir schließlich auf den Klondike Highway, der – so leid es uns tut – in unseren Augen landschaftlich gegen den Campbell keine Chance hat. Erst der Abstecher auf den Silver Trail ist wieder was. Am Stewart River entlang steigen wir auf in die Berge, in denen ursprünglich Gold-, später aber noch viel ertragreichere Silbervorkommen entdeckt und ausgebeutet wurden. Der kleine Ort Mayo, den wir zuerst erreichen, war vor hundert Jahren noch ein betriebsamer Verladehafen, als das abgebaute silberhaltige Erz per Schaufelraddampfer befördert wurde. Heute ist Mayo ein kleines, verschlafenes Nest.

Auf unserem Übernachtungsplatz am Mount Haldane treffen wir später einen alles andere als verschlafenen Nachbarn an: ein Stachelschwein macht sich geräuschvoll an den Ruinen eines Klohäuschens auf dem Wanderparkplatz zu schaffen. Stundenlang wird gekratzt und genagt, mit einer Ausdauer, die uns irre macht. An Schlaf brauchen wir gar nicht erst zu denken. Als plötzlich Ruhe einkehrt, ist Stephan erst recht hellwach und sein Verdacht bestätigt sich. Unser Nachbar tapst auf Abwegen und inspiziert Felix. Das gefällt uns noch weniger, zumal wir wissen, wie gut Stachelschweine klettern können. Diese Kunst sollte unser Freund lieber nicht in Felix´ Fahrgestell ausüben. Kurz darauf ertönen wieder die vertrauten Geräusche aus dem Klohäuschen. Felix ist also erst einmal sicher, unsere Nachtruhe immer noch nicht. Wir lauschen die Nacht über ständig mit einem Ohr nach draußen, denn das Stacheltier pendelt zwischen Felix und Pit Toilet hin und her… So gerädert sind wir morgens seit langem nicht mehr wach geworden.

Am nächsten Tag sind wir schnell wieder versöhnlich gestimmt, Keno City wartet auf uns, oder genauer gesagt, das, was von der boomenden Silberminenstadt noch übrig geblieben ist. Ein liebenswertes Sammelsurium aus einer Handvoll Holzhäusern, verfallenen Zapfsäulen, schiefen Hütten und heute Heimat von 20 Aussteigern, Künstlern und sonstigen Originalen. Aber nur im Sommer, im Winter schrumpft die Einwohnerzahl noch einmal um die Hälfte. Strom gibt es aus dem Dieselgenerator, Wasser zwei Mal die Woche per Tankwagen, seitdem vor einem Jahr der Brunnen geschlossen wurde. Wer hier lebt, tut es aus Überzeugung.

Zufällig entdecken wir in einer kleinen Seitenstraße einen uns wohlbekannten grünen Sprinter aus Fürth. Oskar und Heike sind da, die wir schon auf dem Klondike Highway und in Mayo getroffen haben. Jetzt stehen die beiden an einer Bastlerwerkstatt und sind mit einem Reifenwechsel beschäftigt, denn die steile, extrem steinige Piste hinauf zum Keno Hill, dem Hausberg, ist einem Hinterreifen zum Verhängnis geworden. Dabei haben wir fest damit gerechnet, die beiden dort oben auf dem Berggipfel anzutreffen.

Stattdessen haben wir morgens auf dem Gipfel mit grandiosem Rundumgebirgspanorama die Bekanntschaft von Gloria und Wilson aus Brasilien gemacht. Ein lustiges Paar im Rentenalter mit dem Vorhaben, die drei Amerikas (Süd, Mitte, Nord) vom südlichsten (Ushuaia, Feuerland) bis zum nördlichsten (Prudhoe Bay, Alaska) Punkt zu bereisen. Und nachdem wir ihnen erzählt haben, dass die Verschiffung von Amerika nach Europa gar nicht so teuer ist, haben wir sogar noch ihr Problem lösen können, wie es bei ihnen nach Alaska mit dem Reisen weitergehen soll.

Aber zurück nach Keno City. Der Abstecher hat sich definitiv gelohnt, wie wir nach der Rückkehr auf den Klondike Highway feststellen. Denn der Klondike zieht sich weiter recht unspektakulär dahin, gewinnt erst so richtig an Reiz, als vor Dawson City der namengebende Klondike River in Sichtweite kommt.

Auf dem Campingplatz in Dawson City treffen wir uns wie verabredet mit Oskar und Heike sowie Martina und Hermann, die wir im Mai auf Vancouver Island erstmals kennengelernt hatten. Da die beiden Paare sich inzwischen auch schon über den Weg gefahren sind, ergibt es sich, dass wir gemeinsam den Dempster Highway nach Inuvik in Angriff nehmen wollen. Man hört ja so einiges von der 750 Kilometer langen Sackgasse in der Einsamkeit des Nordens, auf der es zum Beispiel viele Reifenpannen aber quasi keine Servicestationen gibt. Da kann es nicht schaden, andere Reisende in der Nähe zu wissen. Dass der Gedanke gar nicht so abwegig ist, werden wir später noch feststellen. Jetzt machen wir uns aber erst mal ein paar schöne Tage in Dawson City.

Dawson City ist klasse. Es stimmt einfach alles. Das alte Goldgräberstädtchen ist heute zwar Touristenmagnet, aber zum Glück nicht zu Disneyland verkommen. Dawson hat es geschafft, immer noch authentisch zu bleiben, irgendwie liebenswert unperfekt. Die originalen historischen Häuser sind entweder gut restauriert oder kämpfen weiterhin krumm und schief gegen die Schwerkraft an. Neue oder wieder aufgebaute Gebäude passen sich dem Stil alter Zeiten an. Die Straßen sind immer noch staubig und sandig, zu Fuß ist man auf hölzernen Stegen unterwegs. Fehlen nur noch die alten Gäule, die vor dem Saloon angebunden sind.

Der Sommer zeigt, was er drauf hat. Es ist heiß, es ist sonnig und da es Mitte Juni ist, zudem rund um die Uhr hell. Da müssen wir uns erst mal dran gewöhnen. Schon eigenartig, wenn man um ein Uhr nachts aus dem Pub kommt und die Sonne noch hoch am Himmel steht, als wäre es nachmittags um fünf. Wir sechs haben jede Menge Spaß und die besondere Stimmung im sommerlichen Dawson City hat da sicher ihren Anteil dran.

Tagsüber widmen wir uns den wichtigen Dingen des Lebens. Blackfly-Moskitonetze nähen, Lebensmittel einkaufen, Wäsche waschen und Gold schürfen. Okay, letzteres entpuppt sich als ein eher erfolgloses Unterfangen, aber Spaß macht es trotzdem. Wir sind eben technisch nicht so perfekt ausgestattet wie die früheren Goldsucher, die per riesengroßer Dredge („Eimerkettenschaufelradbagger“) ganze Landschaften umpflügten. Auf den endlosen Abraumhalden, die sich wie Raketenwürmer durch die Landschaft ziehen, versuchen auch heute noch zahlreiche Optimisten ihr Glück und sieben den Dreck zum x-ten Male durch.

Eine weitere Möglichkeit, die Reisekasse aufzubessern, wenn schon nicht in Form von Goldnuggets, wäre ein Gewinn in Diamond Tooth Gertie´s Spielsalon, aber da versuchen wir es gar nicht erst. Wir beschränken uns lieber darauf, den Tänzerinnen der Can-Can Show zuzuschauen, schließlich ist das ein „Muss“ in Dawson City.

Nach einer letzten Nacht in der Stadt, diesmal als krönender Abschluss auf dem Midnight Dome, der einen sagenhaften Blick auf die Stadt und die Gegend bietet, machen wir uns gemeinsam auf den Weg Richtung Dempster Highway.

Der Dempster Highway ist eines der Sahnestückchen des Yukon, an dem auch die Northwest Territories ganz oben im Norden einen Anteil haben.

Wo soll man bei der Beschreibung des Dempster Highways beginnen? Bei der wunderbaren, vielseitigen Landschaft, die er durchstreift? Bei den 750 Straßenkilometern, die noch niemals Asphalt gesehen haben, stattdessen aus verdichteter Erde, scharfkantigem Schotter oder aneinandergereihten Schlaglöchern bestehen? Oder bei der schieren Endlosigkeit des Landes, die wir kaum begreifen können, selbst wenn wir uns immer wieder bewusst machen, dass hier hoch oben in Kanadas Norden nur diese eine Straße hindurchführt?

40 Kilometer hinter Dawson City startet die Reise, die uns in fünf Tagen bis nach Inuvik führt.

Unsere erste Tagesetappe endet bereits im Tombstone Territorial Park mit seinen hoch aufragenden Gebirgsmassiven und dichten, grünen Wäldern. Auf einem Wanderparkplatz finden wir für unsere drei Camper einen guten Übernachtungsplatz und lernen Elisabeth und Kurt mit ihrem Unikat-Axor-Expeditionsmobil kennen. Die beiden sind seit vier Jahren auf Tour und durch Süd- und Mittelamerika gereist. Nun ist der nordamerikanische Kontinent dran.

Am nächsten Tag erwartet uns eine der schönsten Tagesetappen. Zunächst geht es über den höchsten Pass des Highways hinauf in die Berge und in baumlose Höhen, der Dempster schlängelt sich über ein weites, karges Hochplateau, dem nächsten Gebirgszug entgegen. Wieder durch ein malerisches Flusstal, wieder hinauf in die schroffen Berge und über den nächsten Pass hinweg.

Auf der anderen Seite dieses Gebirgsmassivs wird es plötzlich richtig bunt. Zum „Steingrau“, „Waldgrün“ und „Wasserblau“ der Landschaft mischt sich leuchtendes Rot, dank der Mineralien, die durch das Flusswasser aus dem Gestein gelöst werden. Wir freuen uns schon die ganze Zeit über das sonnige Wetter, aber auf diesem Teilstück ganz besonders, denn so haben die Farben erst richtige Leuchtkraft.

Am Abend sind wir ganz erfüllt von den vielen Eindrücken und durchgerüttelt von der recht rauen Piste. Gemeinsam mit den anderen lassen wir den Tag gemütlich ausklingen, ein kühles Getränk in der Hand und einen wunderschönen Panoramablick vor Augen.

Tag drei führt uns über die Eagle Plains, ein fast durchgängig bewaldetes Hochplateau. Borealer Nadelwald, soweit das Auge reicht. Die Straße rollt auf und ab über zahllose Hügel und wenn die Bäume mal nicht zu dicht stehen, reicht die Sicht bis zum Horizont über Wälder, Täler und Berge. Nach dem gestrigen Tag kommt uns die Strecke ein wenig monoton vor, doch das wird ausgeglichen durch den übelsten Straßenabschnitt des gesamten Dempster. Wir leiden mit Felix, der mit seinen dicken Gummireifen über unzählige scharfkantige Schottersteine rumpelt, in dicke Schlaglöcher plumpst und kräftig durchgerüttelt wird. Da kommt die Mittagspause am Eagle Plains Hotel gerade recht.

Das Eagle Plains Hotel nennt sich zu Recht „eine Oase in der Wildnis“. Denn hier gibt es nach 370 Kilometern Fahrtstrecke zum ersten Mal Service: Eine Tankstelle, einen Reifennotdienst und eben das Hotel nebst Restaurant mit dem Charme einer Jugendherberge und Kantine. Aber immerhin, es gibt hier etwas. Der erste „richtige“ Ort entlang des Dempster lässt noch einmal 180 Kilometer auf sich warten.

In Eagle Plains werden wir sogleich darüber informiert, dass ein paar Kilometer weiter ein großer silberner Reise-LKW aus Deutschland mit geplatztem Reifen am Straßenrand steht. Wir haben einen Verdacht, dass es sich dabei um einen weißen Truck aus der Schweiz handeln könnte, und wir haben Recht. Es sind Elisabeth und Kurt, die mit ihrem 13-Tonnen-Axor gestrandet sind. Als wir eintreffen, haben Oskar und Hermann schon mit der Pannenhilfe begonnen. Kein leichtes Unterfangen, aber nach ein paar Stunden haben die vier Männer alles erledigt. Der völlig zerfetzte Reifenmantel bleibt am Ort des Geschehens zurück, nicht der einzige, der die Straßenränder ziert.

Am Abend erreichen wir gemeinsam das eigentliche Tagesziel: den Arctic Circle. In ganz Nordamerika gibt es nur zwei Straßen, die den Polarkreis kreuzen, und der Dempster ist eine davon.

Northwest Territories

Nach einer Nacht in einer Kiesgrube am Wegesrand liegt die nächste „Bergetappe“ vor uns: die Richardson Mountains. Die Straße folgt zunächst den Ausläufern des Gebirgszugs und schlängelt sich dann immer höher hinauf, bis sie am höchsten Punkt inmitten rauer, karger Berglandschaft die Grenze zu den Northwest Territories erreicht. Wir sind der Ansicht, dass die NWT damit einen grandiosen Auftakt hinlegen und können uns an der Mondlandschaft gar nicht satt sehen. Aber irgendwann haben wir die Richardson Mountains durchquert und es beginnt ein ewig langer Abstieg hinab zum Peel River.

Der Peel River ist ganz nach Felix´ Geschmack, denn hier wird er endlich mal chauffiert, per Fähre geht es rüber ans andere Ufer. Nur ein paar Kilometer weiter erreichen wir, nach insgesamt 550 Kilometern, den ersten Ort in dieser endlosen Weite: Fort McPherson, rund 800 Einwohner, die meisten gehören der Gwich´in-First-Nation an, zwei Läden, eine Tankstelle und ein paar öffentliche Einrichtungen.

Hinter Fort McPherson wird es wieder etwas eintönig, aber auch das hat seinen Reiz. Irgendwie habe ich so weit nördlich baumlose Tundra erwartet, stattdessen bekommen wir Taiga. Die Schwarzfichten werden immer kleiner, schiefer und dürrer, nehmen aber kein Ende.

Und dann sind wir endlich in Inuvik. Am Ende des Dempster Highways, jedenfalls jetzt im Juni noch. Voraussichtlich im November soll zum ersten Mal die nagelneue Straßenverbindung nach Tuktoyaktuk freigegeben werden, dann steht einer ganzjährigen Fahrt bis ans Polarmeer nichts mehr im Wege. Damit ist dann auch ab dem kommenden Winter die berühmte Eisstraße Geschichte.

Die Stadt Inuvik ist speziell. Schlicht, zweckmäßig, bunt, auf ihre Art schön, einfach anders. Zuallererst fällt die ungewöhnliche Bauweise auf. Die meist farbig gestrichenen Häuser sind auf Stelzen errichtet und durch ein Labyrinth aus Rohren miteinander verbunden, in dem alle Versorgungsleitungen verlaufen. Das ist nötig, um den Permafrostboden vor dem Auftauen und dadurch die Häuser vor der Schieflage zu bewahren.

Hauptsehenswürdigkeit in der Stadt ist zweifellos die Igloo-Kirche. Da wir an einem Wochenende in der Stadt sind, gehe ich mit Elisabeth und Heike am Sonntagmorgen in die Messe. Nicht jeder kann von sich behaupten, in Inuvik in der Igloo-Kirche im Gottesdienst gewesen zu sein, oder? Ein weiterer Hingucker ist das Greenhouse, sozusagen ein Schrebergarten unter Dach, in dem jeder seine kleine Parzelle liebevoll mit Gemüse, Blumen und allerlei Dekoration bestückt. Dritter Höhepunkt ist der gelbe Schulbus, in dem Fish ´n Chips und Rentier-Chili zubereitet wird, und die winzige Holzhütte, in der die Gäste speisen. Wie auch wir, denn das Erreichen von Inuvik will gefeiert werden.

Dann heißt es Abschied nehmen, die Rückfahrt steht an. Vier Tage lang rollen wir nun dieselbe Strecke Richtung Süden, und trotzdem ist es toll, die Landschaft ein zweites Mal zu sehen. Der Sprinter und der Steyr sind uns schon voraus, so dass wir diesmal die Tour alleine fahren. Die erste Tagesetappe endet für uns ganz überraschend an der Fähre über den Peel River. Der Highway ist gesperrt, weil es irgendwo in den Richardson Mountains brennt. Na wunderbar, mal schauen, wie lange das dauert. Siehe da, am nächsten Mittag ist die Straße wieder freigegeben, weiter geht es.

Yukon

Bis wir ein zweites Mal stranden, diesmal am Eagle Plains Hotel. Die Straße ist erneut gesperrt, Grund ist ein Waldbrand, nicht weit entfernt und neben dem Highway. Am folgenden Tag sehen wir schon von weitem die hohen Rauchsäulen über dem Hochplateau, können aber die Stelle des Waldbrandes passieren. Links und rechts der Fahrbahn verkohlte Bäume und Rauchnester, die Flammen jedoch haben sich inzwischen weitergefressen. Später im Tombstone Territorial Park erleben wir, wodurch solche Waldbrände entstehen. Ein Gewitter hängt direkt in den Bergen fest, Hagel bedeckt die Tundra, ungemütlich wird es. Dann ein letztes Stück durch die Berge, bis wir wieder am Klondike Highway und bald darauf in Dawson City ankommen.

Hier führt uns der erste Weg in die Autowaschanlage, denn Felix hat es nach den 1.500 Kilometern bitter nötig. Der Dempster ist nämlich ganz schön staubig, jedes Mal stehen wir im Nebel, wenn ein LKW uns überholt und eine ewig lange Staubfahne nach sich zieht. Aber nicht nur das. Die Piste ist im arktischen Bereich erhöht auf einem Damm errichtet, zum Schutze des Permafrostbodens. Das macht Sinn, um sie vor dem Absinken zu bewahren, trotzdem muss die Fahrbahnoberfläche ständig ausgebessert werden. In den Abschnitten, die gerade bearbeitet werden, ist dann Schlammschlacht angesagt, denn zum Glattziehen wird der Belag erst mal kräftig gewässert. Da kann man noch so langsam durch die Baustelle fahren, der Dreck spritzt hoch bis zur Fensterscheibe und Felix hat am Ende der Fahrt so ziemlich überall eine zentimeterdicke Lehmschicht. Ein wahres Vergnügen, die wieder runter zu kriegen.

Tja, und damit endet schon beinahe der Trip durch den Yukon, wir machen uns auf den Weg Richtung Alaska. Eine letzte tolle Fahrt, diesmal über den Top of the World Highway, der seinen Namen mit Recht trägt. Die Straße schlängelt sich über Bergkämme, teilweise oberhalb der Baumgrenze, und unser Blick schweift endlos über sattgrüne Täler und Berge. Mitten in dieser kargen Einsamkeit, am höchsten Punkt der Straße, entdecken wir plötzlich ein paar Hütten: die Grenze nach Alaska ist erreicht!